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Mittwoch, 6. November 2013

Marie Phillips - Gods behaving badly

"Gods behaving badly" (deutsche Übersetzung "Götter ohne Manieren") soll in diesem Jahr verfilmt werden soll, interessanterweise mit dem Schauplatz New York anstatt dem von Phillips gewähltem London. Letzteres war wohl nicht hip genug. Mich überrascht nur die Willkür dieser Wahl, da dies meines Erachtens zu der Beschreibung der Unterwelt mit ihren vielen Tudor-Häusern im Widerspruch steht. Der Originalschauplatz hätte besser gepasst.

MEINE MEINUNG/ DIE REZENSION:

Der Roman ist Klamauk pur. Nichts sollte hier allzu ernst genommen werden.

Die griechischen Götter sind ziemlich heruntergekommen. Mittlerweile leben sie nicht mehr im Olymp, sondern in einer baufälligen, verdreckten und rattenverseuchten londoner Wohnung.
Um die Miete zahlen zu können, verdingt Aphrodite sich mit Telefonsex, Apollo hat eine TV-Wahrsageshow, die noch völlig in die Hose geht. Überhaupt wird er als Totalversager dargestellt, dessen Denkorgan zwischen seine Beine verlegt wurde, was ich übertrieben finde. Sein Wortschatz enthält entsprechend oft das F-Wort.
Zeus liegt seit Jahrhunderten dement und abgemagert im Bett, bewacht von Hera. Artemis führt gegen Entgelt anderer Leute Hunde aus. Dionysos betreibt eine Absturzkneipe mit Laufmädchen.

Artemis hat die Nase voll, als einzige den Putzlappen schwingen zu müssen und stellt kurzerhand entgegen Zeus' Verbot, Menschen ins Haus zu lassen, eine Putzfrau ein, die schüchterne, unscheinbare Alice. Die ist verliebt in einen noch schüchterneren Programmierer, der auch in sie verliebt ist, aber keiner traut sich, es dem anderen zu sagen. Gähn. Die Szenen zwischen den beiden waren von gepflegter Langeweile. Ich schätze jedoch, dass dies von der Autorin so geplant war als Kontrast zu ihren durchgeknallten Göttern.

Apollo verscherzt es sich mit der rachsüchtigen Aphrodite, die ihren Sohn Eros dazu bringt, mithilfe eines seiner Pfeile Apollo dazu zu bringen, sich in Alice zu verlieben. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf ...

Ein guter Teil des Romans findet in der Unterwelt statt, die sich in den letzten Jahrhunderten gehörig verändert hat und keineswegs mehr ist wie sie von Homer oder Vergil beschrieben wurden. Auch bei den antiken Autoren gab es Unterschiede in der Darstellung, also soll man die Abweichungen zu den Überlieferungen der Autorin nicht zum Vorwurf machen. In weiten Teilen ist ihr Roman gut recherchiert, aber in vielerlei Hinsicht nichts für konservative Geister.

Wer jedoch gerne über skurille Personen und Situationen liest, liegt hier richtig.

Wer des Englischen in ausreichendem Maße mächtig ist, der sollte sich vor allem aufgrund des günstigeren Preises, aber auch des gelegentlichen Wortwitzes, die Originalausgabe zulegen. Phillips ist kein Terry Pratchett. Ihre Stärke ist der Slapstick, die Situationskomik.