BLOGGER TEMPLATES - TWITTER BACKGROUNDS »

Sonntag, 3. November 2013

Interview mit Ferdinand von Stade vom 24.11.12

Im Erotikbereich ist Herr von Stade ein etablierter Autor, der nach nicht einmal drei Jahren bereits auf eine lange Reihe von derzeit sechzehn erhältlichen E-Book-Veröffentlichungen zurückblicken kann. Eigentlich wären es siebzehn, doch „Die Vergewaltigerin“ ist jetzt in „Gabrieles Lippen“ enthalten.
Alle davon erschienen im Club der Sinne, wo er einer der profiliertesten Hausautoren geworden ist, der mit seinen phantastischen, zeitgenössischen und historischen Geschichten ein umfangreiches Repertoire besitzt.


Bekannt ist er für seine gewagten Themen. So schrieb er in „Lady Apache“ von den Erlebnissen einer Frau, die, zum Überleben gezwungen, zur Ausnahme-Revolverheldin wird. Von den Feinden gefürchtet und den braven Bürgern gehasst, geht sie ihren Weg mit dem, was sie unter ihrem Mantel trägt – nichts.
Oder in „Die Lehrjahre eines Lüstlings“ über einen Henkerssohn, der lieber Leiber als Schädel schlichtet. In „Nymphenschoß – lustvoll und grausam“ finden sich phantastische Anklänge, inspiriert durch die Sagenwelt Griechenlands. Eine Nymphe mit Gewalt zu nehmen kostet die Lebenskraft, doch wer sie einmal gesehen hat, kommt nicht mehr von ihr los. Priesterin Thaïs im Tempel der Aphrodite weiß Rat.
Diese ungewöhnlichen, starken Charaktere und Themen machen zusammen mit dem unverwechselbaren bildhaften Schreibstil, dem Humor und der abwechslungsreichen Erotik viel vom Reiz seiner Werke aus.
Für Leser, die das Besondere suchen, sind diese E-Books sprichwörtlich ein ganz heißer Tipp.

Aktuell erschienen ist „Sei unkeusch!“. Der Titel ist Programm, denn es geht um eine lustvolle Hexe und Zigeunerin, die sich als Beauftragte der Inquisition ausgibt und sogar die Nonnen an ihrer empfindlichsten Stelle packt – ihrem verdrängten unkeuschen Verlangen.



DAS INTERVIEW:

LAYLAH: Lieber Herr von Stade, vielen Dank, dass Sie sich zu einem Interview bereit erklärt haben. Das ist eine Ehre für meinen Bücherblog.

VON STADE: Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Erotische Literatur geht oft in belanglosen fuckations unter. Da als interviewwürdig wahrgenommen zu werden, ist nicht selbstverständlich.

LAYLAH: Seit wann schreiben Sie Erotik und wie sind Sie dazu gekommen?

VON STADE: Seit 2007. Angefangen hat dies mit einem (nichterotischen) umfangreichen Roman, den ich unter Pseudonym herausgebracht habe. Um in der Entwicklung des Protagonistenpärchens glaubwürdig zu sein, waren einige erotisch angehauchte Szenen unumgänglich. Die sexuellen Spannungen, die sich zwischen Menschen ergeben können, gehören genauso zu unserem natürlichen Menschsein, wie Hunger oder Durst; oder die Lust auf das Lieblingseis. Vor allem wird es zur reizvollen literarischen Herausforderung, weil viele Menschlichkeiten eine Rolle spielen: Vertrauen, fallen lassen, Schmerz, Demütigung, Versöhnung, Spiel, Liebe, Begehren, Abenteuerlust, Mut, Selbstaufgabe, Kontrollverlust. Diese variantenreich in einen spannenden oder überraschenden Kontext zu stellen ist eine Lust, der ich mich gern hingebe.

LAYLAH: Im Club der Sinne erschienen Ihre ersten sechs Werke 2010, was auf große Begeisterung des Verlags für Ihre Werke schließen lässt. Welches davon haben Sie als erstes geschrieben? 

VON STADE: Für das große Interesse des Verlags ‚Club der Sinne’ bin ich tatsächlich sehr dankbar. In meiner Schublade, heute Festplatte ;-), lagen eine ganze Reihe Kurzgeschichten oder kleiner Romane. Scheinbar ist mein Schreibstil der direkten, unverblümten Beschreibung, eingebettet in eine ungewöhnliche Handlung, auf Gegenliebe gestoßen. Meine erste CdS-Veröffentlichung ‚maßlos mollig’ wurde durch den harmlosen Satz einer korpulenten Frau ausgelöst: ‚Männer wollen nur mit den Dünnen ausgehen, aber die Dicken ficken’. Das klingt demütigend. Warum sollte dann nicht eine solche gedemütigte Over-Size-Lady den Spieß umdrehen und ihre Vorteile ausspielen? Gefolgt von ‚der Vergewaltigerin’. Eine schattenhafte Frau im Ninja-Gewand lauert ausgewählten Männern auf. Dahinter steht ein ausgeklügeltes Geschäftsmodell. Es sind also Charaktere mit ausgewiesen individuellen Zügen, die mich reizen.


LAYLAH: Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Club der Sinne?

VON STADE: Außergewöhnlich gut. Ich habe schon mit einer ganzen Reihe von Verlagen gearbeitet. Frau Graßmann, die Geschäftsführerin, ist sehr engagiert und professionell. Aber trotz allem sieht sie sich die Manuskripte sehr genau an, die sie ihren Kunden anbieten möchte. Da kommt nichts durch, was sie nicht vertreten kann. Sie hat ein Gefühl für Dramaturgie und vergisst auch bei den heißesten Szenen nicht auf den Dativ zu achten. Es wurde auch schon ein Manuskript von mir abgelehnt. Da gibt es bei Frau Graßmann keinen ‚Stammautor-Bonus’. Für mich ist das ein Attribut von Qualität.

LAYLAH: Haben Sie mehr männliche oder weibliche Leser oder hält sich das die Waage?

Diese Frage und jene, warum auch viele Frauen seine Werke lesen, beantwortet Herrn von Stades private Lektorin hier

LAYLAH: Sie sind bekannt für ihre brisanten, gewagten Themen. Haben Sie keine Angst, dass sich so mancher Politiker in „Berliner Masturbation“ wiedererkennen wird?

VON STADE: Diese Geschichte ist noch im Entwicklungsmodus. Das heißt, der Titel ist ein sog. Arbeitstitel. Von mir aus könnte der auch bleiben. Er ist kurz, prägnant und vor allem provokant. Politiker könnten sich wiedererkennen, auch wenn ich keine Speziellen verarbeitet habe, sondern eher Typen. Außerdem ist die ‚C-Partei’ offenkundig frei erfunden, oder? Der Politiker, der sich dort wiedererkennt, sollte sich an die eigene Nase fassen und überlegen, wie käuflich er ist. Zumindest wäre er dann ein Mensch mit Trieben und Ängsten. Das hieße, er hätte den Bezug zur allgemeinen Bevölkerung noch nicht verloren.


LAYLAH: Besonders erfolgreich ist Ihr Titel „Die keltische Sklavin“. Man merkt deutlich, dass dafür intensive historische Recherchen erfolgten. Ein besonderes Highlight ist Nero, der in der Story seinen Auftritt hat. Wie kamen Sie darauf, ausgerechnet diesen historischen Zeitrahmen zu wählen?

VON STADE: Weil es reizvoll ist über eine Zeit zu schreiben, in der aufgrund der Größe Roms das Ringen um Macht mit Intrigen und List vollzogen wurde. Warum sollte ich mir die Mühe machen den historischen Kontext nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Die reale Welt ist manchmal so fantastisch, wie man sie sich kaum ausdenken kann. Der Rahmen war bereits seit 20 Jahrhunderten fertig. Ich musste nur noch meine Protagonisten platzieren. 

Ich denke, dass ‚die keltische Sklavin’ deswegen gern gelesen wird, weil gleich mehrere Spannungspunkte vorhanden sind. Eine Sklavin ist ausgeliefert, kann gezwungen werden und der Besitzer muss keine Rücksicht nehmen. Die Kelten aber waren für ihr wildes und freiheitsliebendes Wesen bekannt. Lässt sich eine Keltin als Sklavin benutzen? Ailheann, die Hauptfigur, wäre zu schlau, um diese Frage mit ‚ja’ oder ‚nein’ zu beantworten.

LAYLAH: Wie kommen Sie auf diese außergewöhnlichen Ideen?

VON STADE: Sie fliegen mir zu. Da lese ich in der Zeitung eine kleine Statistik über Studentinnen und Studenten, die ihr Einkommen mit Prostitution aufbessern. Deren Zahl steigt. Sofort strickt sich in meinem Kopf ein Plot. Es entsteht „Studentin, jung, käuflich“; derzeit noch ein Manuskript. Die Handlung, das ist mir wichtig, darf nicht beliebig sein. Deshalb sind die Szenen, denen sich die Protagonistin zwar freiwillig stellt, trotzdem völlig überraschend und ungewöhnlich für sie.

Kennen Sie eigentlich die erotische Variante des Schachspiels? Ausgelöst durch das Foto eines Schachbretts als Bodypainting recherchierte ich über Stripchess. Da gibt es sogar ein Regelwerk dazu. Schnell war die Handlung im Kopf fertig und musste nur noch niedergeschrieben werden. Beatrice, Studentin mit chronischem Geldmangel, soll beim Partyservice für eine Schachkunst-Ausstellung aushelfen. Überrascht muss sie feststellen, dass sie keine Schürze bekommt, sondern ihr ein Schachbrettmuster auf den nackten Bauch gemalt wird.

Wie findig viele treukatholischen Länder sind, wenn es darum geht, Jungfrauen zu verführen, ohne die Jungfräulichkeit zu gefährden, fand ich so reizvoll, dass das Thema gleich in zwei Kurzgeschichten verarbeitet wurde. „Final Exit“ – eine erotische, aber nicht minder lebensgefährliche Europareise und „Die geölte Jungfrau“ – was ein durchreisender Händler im Mittelalter mit Begeisterung an einer jungen Nonne ausprobierte. Doch dann kam sie zu oft.

Manchmal braucht es keine auslösende Idee. Ich wollte nur einmal ein fiktives Interview schreiben. Doch die Lady in „Lady Maskulina“ besitzt ein erotisches Geheimnis, dass jedes professionelle Gespräch scheitern lassen muss. 

Auf diese Weise könnte ich noch viele Beispiele bringen. Mich gelüstete nach einem Krimi und ich sehe ein bondage-Foto. *Schnipp* Eine Kommissarin kann sich dem Reiz der verschnürten „Opfer“ nicht entziehen. Hatte ich eigentlich schon den Roman „Bück dich, Chefin!“ erwähnt? Da reichte mir letztlich das Bild einer adretten, aber gnadenlosen Personalchefin eines Frankfurter Bankenhauses.


LAYLAH: Haben Sie besondere Schreibrituale?

VON STADE: Mindestens eine Stunde oder mehr Zeit. Sonst lohnt sich das Sortieren der Gedanken nicht. Aber ich habe keine Lieblingssocken oder spärlich gekleidete Musen, die mir gegenüber an Longdrinks nippen, wenn Sie das meinen.

LAYLAH: Worauf legen Sie selbst besonders Wert, wenn Sie erotische Geschichten lesen oder schreiben?

VON STADE: Handlung, Spannung, Überraschung. Um es mit einem Beispiel zu sagen: Einen Menschen kann man auf mehr als drei Arten lieben. So auch auf Kreta, auf der gefesselten Ex, mit Trotz oder aus Versehen. Es passiert also immer … mehr. Außerdem ist mir wichtig, dass kein Charakter eine ausschließliche Opferrolle abonniert hat. 

LAYLAH: Haben Sie Lieblingsautoren? Welche wären das?

VON STADE: Sie werden lachen. Mir gefällt die melodische Rhythmik von Wilhelm Busch, die Weisheit von Goethes Mephisto, aber auch die derbe Sprache Henry Millers und die bedeutungsschweren Sätze Franz Kafkas; ich genieße ebenso Justine Morgans spannende Erotik und Michael Mildes epische Thriller. Jetzt einen Einzigen benennen … würde mich überfordern.

LAYLAH: Möchten Sie Ihren Lesern etwas mitteilen?

VON STADE: Habe Träume.

Bei einem Krimi wird es immer um Verbrecher und Detektiv gehen. Beim Western um Cowboy und Indianer. Bei der Liebesgeschichte um Verliebte. Natürlich wird es bei einer erotischen Geschichte getrieben.

Wie bei einem guten Krimi soll in der Fantasie vieles erlaubt sein, was im Alltag nicht möglich ist. Der Mörder mordet im Krimi, der Untote zerfleischt in der Horrorstory die Jungfrau und der unglücklich Verliebte springt im Drama von der Brücke. Das heißt nicht, dass wir das im richtigen Leben nachmachen müssen. 

Deshalb: Habe Träume.

LAYLAH: Möchten Sie Ihren Lesern etwas über sich verraten, was diese noch nicht wissen?

VON STADE:
Vita: 
Rumstreunen, Lernen, Verlieben, Abitur, Bundeswehr, ungeheuer verliebt, Studium, schon etwas länger verliebt, mit gelegentlichen Tendenzen zum einschlafen, Abschluss des Studiums, einsamer Junggeselle, erster Job, lebenslustiger Junggeselle, zweiter Job, leidenschaftlicher Junggeselle, dann kam die Richtige und lehrte mich die Tigermondschaukel. Man könnte sagen ich sei nun äußerlich seriös, gehe trotz Erotikliteratur einer geregelten Tätigkeit nach und weiß, dass mir nichts Menschliches fremd ist.

LAYLAH: Vielen Dank für das sehr interessante, aussagekräftige Interview. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihren Werken und hoffe auf zahlreiche weitere Veröffentlichungen.


Ich empfehle allen interessierten Lesern, sich Herrn von Stades Website anzusehen, wo es nicht nur Informationen über seine bereits veröffentlichten Werke gibt, sondern auch über einige Manuskripte in der Planungsphase wie etwa „Studentin, jung, käuflich“. Außerdem findet sich in seinem „erotic mini“ immer eine augenzwinkernde Betrachtung der erotischen Welt.

Heiß, heißer, von Stade: Ferdinand von Stade - erotische Literatur

Link zum Verlag: Club der Sinne

Nachstehend eine Liste mit den derzeit erhältlichen Werken nach Erscheinungsdatum:

2007 Profession Chefin – Ambition: Dienerin (print: jetzt Bück dich, Chefin)
2008 Haiku-Gedicht-Anthologie (print)

E-Books:
05.12.2009 Maßlos mollig
01.07.2010 Die Vergewaltigerin (jetzt in: Gabrieles Lippen)
05.07.2010 Venusschlund
07.07.2010 Lady Maskulina
09.08.2010 Lehrjahre eines Lüstlings
20.09.2010 Bück dich, Chefin!
18.12.2010 Wintertraum (nur Weihnachten 2010 als freeebook)
08.03 2011 Vollmondvögeln
02.06.2011 In Fesseln
23.08.2011 Lady Apache
13.09.2011 Die Lolita-Falle
24.11.2011 Nymphenschoß – lustvoll und grausam
09.01.2012 Ich bin keine Hure
24.02.2012 Die keltische Sklavin
14.05.2012 Die geölte Jungfrau
15.05.2012 Gabrieles Lippen
02.10.2012 Unterwerfung des Harems
08.11.2012 Sei unkeusch!
Nachtrag:
22.01.13     Lobbyluder
10.02.13     Studentin - jung und käuflich