Nach manchen bisherigen Rezensionen gehend dachte ich, es handle sich um das Werk eines Mannes in der zweiten Pubertät, wie sie jeden mit Beginn der Hormoneinnahme während der Geschlechtsanpassung heimsucht. Sprich typische Mann/Frau-Klischees, wie sie ja der Buchtitel impliziert.
Weit gefehlt. Wenn man dieses Werk wirklich gründlich liest und nicht etwa nur oberflächlich überblättert, findet man heraus, dass er seit Jahren Menschen studiert, beobachtet und testet. Als Mann in einem Frauenkörper geboren hatte er natürlich ganz andere Möglichkeiten der Einsicht und Erfahrung als die meisten anderen Männer.
Aus eigener Erfahrung mit der Einnahme von Steroiden (das Östrogen in der Pille ist das stärkste existierende Steroid!) kann ich bestätigen, wie sehr Hormone das eigene Denken und Handeln beeinflussen können. Bei mir haben sie unter anderem zu deutlich mehr Selbstzweifeln und Unsicherheit geführt, was sich nach dem Absetzen innerhalb von Wochen krass rückläufig war. Es handelte sich also durchaus um jene Dinge, die er der Einwirkung von Östrogen zuschreibt.
Er schreibt, dass Hormone zwar einen gewissen Einfluss haben, aber nur wir selbst im Endeffekt die Macht über unsere Gedanken haben. Im allgemeinen stimmt das. Bei einer dem speziellen Körper nicht angemessenen Gabe nicht naturidentischer Hormone (Pille) kann das leider auch anders sein, also zu unkontrollierbaren Depressionen führen, wogegen das Absetzen die einzige wirklich wirksame Maßnahme ist.
Dabei muss ich erwähnen, dass ich zwar dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werde, aber sowohl körperlich als auch geistig stark androgyn bin, also zwischen den Welten sozusagen. Für meine Umgebung ist das weitaus irritierender als für mich. Das macht mich wohl zu einem geeigneten Kandidaten, dieses Werk zu rezensieren.
Er schreibt nicht nur von den Wirkungen der Hormone auf das Gehirn, sondern dass jede und jeder sowohl männliche als auch weibliche Eigenschaften in sich trägt, nur in unterschiedlichen Gewichtungen. Es gibt also Männer, die vom Verhalten und der Ausrichtung her »weiblicher« sind als einige Frauen und dass es viele Zwischenstufen gibt.
Viele der Beobachtungen, die er gemacht hat, entsprechen meinen eigenen, auch gerade die größere Komplexität der Frauen.
Von veralteten Männer- und Frauenrollen habe ich in diesem Buch rein gar nichts gefunden.
Auch was seine »Lustpille« für die Frau betrifft, kann ich im beipflichten, dass es hauptsächlich im Kopf stattfindet. Allerdings hat er ja bereits in anderen Kapiteln klar gemacht, wie sehr die Hormone auf das Gehirn einwirken. Es liegt nicht allein am Aufbau des Körpers. Als körperliche Frau habe ich etwa eine männliche Erregungskurve, weil ich beim Sex eben wirklich nur an dieses Körperteil denke und an das, was ich gerade tue. Frau sollte wirklich bestrebt sein, alle störenden Gedanken zuvor zu verbannen. Eine gute Anleitung, auch für den Partner, wie das leichter zu bewerkstelligen ist, gibt Herr Buschbaum ja in diesem Buch.
Klar dürften einige Männer bereits wissen, wie man eine Frau am Abend auch nach einem stressigen Tag in Stimmung bringt, aber wenn man dieses Wissen wirklich konsequent einsetzt, dürften die Beziehung für beide viel beglückender sein. Das schließt auch ein, dass die Frau ihre sexuellen Wünsche möglichst offen, aber nicht anklagend, kommunizieren sollte. Ich würde sogar von zeigen sprechen, es sich also vor ihm selbst machen, damit er weiß, wie sie am besten zu erregen ist.
Herr Buschbaum ist allerdings ein Casanova, der das offene Beziehungsmodell als das einzige funktionierende ansieht. Das ist eine Meinung. Ich lebe seit über zwölf Jahren in einer funktionierenden monogamen Beziehung. Auch das existiert. Verschiedene Beziehungsformen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile und sind von den Personen abhängig. Das ist aber auch die einzige Stelle, an der er verallgemeinert.
Oberflächlich ist Herrn Buschbaums Werk nicht. So erzählt er die Parabel von den Elefanten, die als Jungtiere konditioniert, dies nie wieder hinterfragt haben. Damit regt er an, von der Gesellschaft auferlegte Konditionierungen zu hinterfragen. Selbst wenn man denkt, diese nicht zu haben, wird man entdecken, doch in der einen oder anderen Weise abhängig zu sein von der Meinung anderer. Bei seinen Mitmenschen sieht man das deutlicher als an sich selbst!
Dabei handelt es sich nicht nur um die Frage, ob man transsexuell oder homosexuell oder nichts von beiden ist. Es geht viel weiter und tiefer, über Vorurteile in jeder erdenklichen Form. Er schreibt: »Urteile nicht über einen Menschen, solange du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist.«
Die aktuelle Petition in Baden-Württemberg gegen Homosexualität, deren Inhalt allzu sehr an die Nazi-Zeit erinnert, zeigt deutlich, dass unsere Gesellschaft noch einen weiten Weg zu gehen hat.
Auch Eltern und anderen Personen im Umfeld von Kindern gibt er einen weisen Rat mit auf den Weg: »Ich glaube, je weniger gesellschaftliche Grenzen ein Kind von seinen Eltern vermittelt bekommt, desto eher wird es genau die Eigenarten und Talente entwickeln können, die nur ihm beschieden sind.«
Über Angst bei unerwarteten und dadurch bedrohlich erscheinenden Situationen schreibt er: »Der Grashalm folgt dem Wind. Hätte er das Bedürfnis, allem standzuhalten, dann müsste er bei stärkerem Wind irgendwann kapitulieren und brechen. Dann trüge der Wind ihn fort in ein anderes Leben, in eine andere Form. Der Grashalm aber ist stärker als jeder Felsen, weil er geschmeidig ist, weil er gelernt hat, sich flexibel an alles, was kommt, anzupassen, ohne dabei sich selbst zu verlieren.«
Vor eigenen Fehlern macht er nicht Halt und offenbart sie schonungslos. Herr Buschbaum ist ein sehr offener Mensch.
Allerdings lässt sich zusammenfassend sagen, dass er die Informationen in diesem Buch durch Beobachtungen gesammelt hat und nicht etwa durch eigene Erfahrungen, denn eine Frau war er nie, auch trotz weiblicher Hormone nicht. Allerdings hatte er weitaus mehr Möglichkeiten, sich in Frauen hineinzufühlen oder von ihnen ins Vertrauen gezogen zu werden als die meisten anderen Männer.
Ich kann dieses Werk uneingeschränkt weiterempfehlen.
Weit gefehlt. Wenn man dieses Werk wirklich gründlich liest und nicht etwa nur oberflächlich überblättert, findet man heraus, dass er seit Jahren Menschen studiert, beobachtet und testet. Als Mann in einem Frauenkörper geboren hatte er natürlich ganz andere Möglichkeiten der Einsicht und Erfahrung als die meisten anderen Männer.
Aus eigener Erfahrung mit der Einnahme von Steroiden (das Östrogen in der Pille ist das stärkste existierende Steroid!) kann ich bestätigen, wie sehr Hormone das eigene Denken und Handeln beeinflussen können. Bei mir haben sie unter anderem zu deutlich mehr Selbstzweifeln und Unsicherheit geführt, was sich nach dem Absetzen innerhalb von Wochen krass rückläufig war. Es handelte sich also durchaus um jene Dinge, die er der Einwirkung von Östrogen zuschreibt.
Er schreibt, dass Hormone zwar einen gewissen Einfluss haben, aber nur wir selbst im Endeffekt die Macht über unsere Gedanken haben. Im allgemeinen stimmt das. Bei einer dem speziellen Körper nicht angemessenen Gabe nicht naturidentischer Hormone (Pille) kann das leider auch anders sein, also zu unkontrollierbaren Depressionen führen, wogegen das Absetzen die einzige wirklich wirksame Maßnahme ist.
Dabei muss ich erwähnen, dass ich zwar dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werde, aber sowohl körperlich als auch geistig stark androgyn bin, also zwischen den Welten sozusagen. Für meine Umgebung ist das weitaus irritierender als für mich. Das macht mich wohl zu einem geeigneten Kandidaten, dieses Werk zu rezensieren.
Er schreibt nicht nur von den Wirkungen der Hormone auf das Gehirn, sondern dass jede und jeder sowohl männliche als auch weibliche Eigenschaften in sich trägt, nur in unterschiedlichen Gewichtungen. Es gibt also Männer, die vom Verhalten und der Ausrichtung her »weiblicher« sind als einige Frauen und dass es viele Zwischenstufen gibt.
Viele der Beobachtungen, die er gemacht hat, entsprechen meinen eigenen, auch gerade die größere Komplexität der Frauen.
Von veralteten Männer- und Frauenrollen habe ich in diesem Buch rein gar nichts gefunden.
Auch was seine »Lustpille« für die Frau betrifft, kann ich im beipflichten, dass es hauptsächlich im Kopf stattfindet. Allerdings hat er ja bereits in anderen Kapiteln klar gemacht, wie sehr die Hormone auf das Gehirn einwirken. Es liegt nicht allein am Aufbau des Körpers. Als körperliche Frau habe ich etwa eine männliche Erregungskurve, weil ich beim Sex eben wirklich nur an dieses Körperteil denke und an das, was ich gerade tue. Frau sollte wirklich bestrebt sein, alle störenden Gedanken zuvor zu verbannen. Eine gute Anleitung, auch für den Partner, wie das leichter zu bewerkstelligen ist, gibt Herr Buschbaum ja in diesem Buch.
Klar dürften einige Männer bereits wissen, wie man eine Frau am Abend auch nach einem stressigen Tag in Stimmung bringt, aber wenn man dieses Wissen wirklich konsequent einsetzt, dürften die Beziehung für beide viel beglückender sein. Das schließt auch ein, dass die Frau ihre sexuellen Wünsche möglichst offen, aber nicht anklagend, kommunizieren sollte. Ich würde sogar von zeigen sprechen, es sich also vor ihm selbst machen, damit er weiß, wie sie am besten zu erregen ist.
Herr Buschbaum ist allerdings ein Casanova, der das offene Beziehungsmodell als das einzige funktionierende ansieht. Das ist eine Meinung. Ich lebe seit über zwölf Jahren in einer funktionierenden monogamen Beziehung. Auch das existiert. Verschiedene Beziehungsformen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile und sind von den Personen abhängig. Das ist aber auch die einzige Stelle, an der er verallgemeinert.
Oberflächlich ist Herrn Buschbaums Werk nicht. So erzählt er die Parabel von den Elefanten, die als Jungtiere konditioniert, dies nie wieder hinterfragt haben. Damit regt er an, von der Gesellschaft auferlegte Konditionierungen zu hinterfragen. Selbst wenn man denkt, diese nicht zu haben, wird man entdecken, doch in der einen oder anderen Weise abhängig zu sein von der Meinung anderer. Bei seinen Mitmenschen sieht man das deutlicher als an sich selbst!
Dabei handelt es sich nicht nur um die Frage, ob man transsexuell oder homosexuell oder nichts von beiden ist. Es geht viel weiter und tiefer, über Vorurteile in jeder erdenklichen Form. Er schreibt: »Urteile nicht über einen Menschen, solange du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist.«
Die aktuelle Petition in Baden-Württemberg gegen Homosexualität, deren Inhalt allzu sehr an die Nazi-Zeit erinnert, zeigt deutlich, dass unsere Gesellschaft noch einen weiten Weg zu gehen hat.
Auch Eltern und anderen Personen im Umfeld von Kindern gibt er einen weisen Rat mit auf den Weg: »Ich glaube, je weniger gesellschaftliche Grenzen ein Kind von seinen Eltern vermittelt bekommt, desto eher wird es genau die Eigenarten und Talente entwickeln können, die nur ihm beschieden sind.«
Über Angst bei unerwarteten und dadurch bedrohlich erscheinenden Situationen schreibt er: »Der Grashalm folgt dem Wind. Hätte er das Bedürfnis, allem standzuhalten, dann müsste er bei stärkerem Wind irgendwann kapitulieren und brechen. Dann trüge der Wind ihn fort in ein anderes Leben, in eine andere Form. Der Grashalm aber ist stärker als jeder Felsen, weil er geschmeidig ist, weil er gelernt hat, sich flexibel an alles, was kommt, anzupassen, ohne dabei sich selbst zu verlieren.«
Vor eigenen Fehlern macht er nicht Halt und offenbart sie schonungslos. Herr Buschbaum ist ein sehr offener Mensch.
Allerdings lässt sich zusammenfassend sagen, dass er die Informationen in diesem Buch durch Beobachtungen gesammelt hat und nicht etwa durch eigene Erfahrungen, denn eine Frau war er nie, auch trotz weiblicher Hormone nicht. Allerdings hatte er weitaus mehr Möglichkeiten, sich in Frauen hineinzufühlen oder von ihnen ins Vertrauen gezogen zu werden als die meisten anderen Männer.
Ich kann dieses Werk uneingeschränkt weiterempfehlen.
1 Kommentare:
Dieses Buch liegt auch noch auf meinem SuB, hatte erst "Blaue Augen bleiben blau" gelesen.
Ich war letztes Jahr auf einer Lesung mit Balian, war wirklich interessant!
http://www.kastanies-leseecke.de/?p=1590
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