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Donnerstag, 17. April 2014

Marc Prescher: Engel des Todes

Eigentlich ist das nicht mein Genre und die über Gratisaktionen erworbenen Bücher liest man meistens ohnehin eher selten ... Ich hatte gar nicht erwartet, dass mich das Buch derart fesseln würde.

Erstmal: Der Autor kann schreiben. Grammatik, Rechtschreibung und Creative Writing sind zwei verschiedene Paar Schuhe, falls das noch nicht bekannt sein sollte.

Hierbei handelt es sich nicht nur um einen platten Horrorroman oder Thriller. Ganz nebenbei werden Themen wie die oberflächliche, auf Äußerlichkeiten und schnelllebigem Vergnügen bedachte Gesellschaft ohne Werte und Moral, die bigotte, pseudo-heile Welt, in der viele ihr Leben passiv vor dem Fernseher verbringen (offenbar wurde er als Kind auch mit Schwarzwaldklinik, Volksmusik & Co. gefoltert) und Gewalt gegen Kinder. Seine Mutter verbirgt ihren Sadismus geschickt hinter einer pseudo-religiösen Fassade und einer unangebracht harten Erziehung zum "ganzen Mann". Eine Gesellschaft mit einem verzerrten Männlichkeitsbild, in der Männer selbst als kleine Kinder keine Schwäche oder Gefühle zeigen dürfen.
Der Autor verwendet einige Symbole, eine Puppe für die verzweifelte Sehnsucht nach Nähe und Liebe und einen Engel für die Gerechtigkeit, den Rächer. Das Puppensymbol sowie der Engel finden sich in verschiedener Form immer wieder im Roman. Allerdings hätte ich persönlich Michael für passender gefunden als Gabriel. Michael ist der Kämpfer gegen das Böse. Die Verwendung des Gabriel könnte eventuell von "Gods Army" inspiriert worden sein.

Schwächen: Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion, Point of View, häufige Wortwiederholungen. Die Zeitformen werden nicht immer eingehalten. In geringem Umfang findet man eine Wiederholung der Handlung, was jedoch der Spannung nicht abträglich ist. Diese sollte dennoch eliminiert werden.

Stärken: Erzählstruktur, multidimensionale Charaktere, auch was den Bösewicht betrifft. Differenzierte, auf die Welt der Hauptperson und für die Handlung zielführende Beschreibungen und Weltenbau. Auch vermag der Autor durch Spannung zu überzeugen.

Fazit: Das Talent des Autoren ist offensichtlich, ebenso, dass dieses Werk mit Herzblut geschrieben wurde. Der Roman ist durchweg spannend geschrieben, erinnert gar im positiven Sinne ein wenig an "Carrie" von Stephen King, lässt sich nicht eindeutig einem Genre zuordnen (Thriller, Liebesroman, Horror) und überrascht mit einem unerwarteten Ende.

Allerdings empfehle ich, ein Lektorat und Korrektorat durchführen zu lassen oder zumindest von einem in der Rechtschreibung und Grammatik sattelfesten Vielleser korrigieren zu lassen. Dann wäre der Roman auch deutlich mehr wert als die 2,68 EUR. ;-)
Jedenfalls handelt es sich um ein erfrischendes Werk. Ich lege häufig Bücher aus "meinem Genre" aufgrund von Langeweile weg. Dass ich ein genrefremdes derart verschlinge, sagt schon etwas.

Die Seitenzählung von Amazon ist, wie ich durch Beobachtung festgestellt habe, nicht korrekt. Der Roman dürfte eher um die 280 Normseiten haben.

Charakterisierung: 5 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne
Grammatik: 2 Sterne
Rechtschreibung: 2 Sterne
Spannung: 4 Sterne
Struktur: 4 Sterne
Emotionen: 5 Sterne
Weltenbau + Recherche: 5 Sterne

Gesamtwertung: 3,67 Sterne